Das fremde Leben

Der See lag still da, sein Wasser so glatt, dass er wie ein Spiegel wirkte, der die Welt um sich herum einfing und festhielt. Ein satter Duft nach feuchtem Moos und Erde hing in der Luft, vermischt mit der Frische eines endlosen Sommermorgens. Ich war ein Junge, vielleicht sechs oder sieben Jahre alt, barfuß am Ufer, die kleinen Füße versunken im kühlen, weichen Schlamm, der bei jedem Schritt leise schmatzte. Meine Finger umschlossen einen Haufen flacher, glatter Steinchen, die ich am Ufer gesammelt hatte. Sie fühlten sich kühl an, rund und doch rau an den Rändern perfekt geformt für das Spiel, das ich liebte. Ich kniete mich hin, nahm einen der Steine und ließ ihn mit einem gezielten Schwung meiner Hand über die Oberfläche des Wassers springen. Ein leises „Plitsch“, gefolgt von einem weiteren und dann noch einem. Drei Hüpfer, bevor der Stein endgültig versank. Ich lächelte stolz und griff nach dem nächsten Stein, wiederholte den Wurf, wieder und wieder. Die kleinen Sprünge auf dem Wasser faszinierten mich. Noch faszinierender aber waren die Kreise, die der Stein auf der Wasseroberfläche hinterließ.