Herrensalon W. Kleinekorte

Meister Kleinekorte war den Eulenspiegel-Lesern zu einem Begriff geworden, seit seine Monologe in unserer einzigen Zeitschrift für Humor und Satire abgedruckt wurden. Nach fast zwanzig Jahren aber geriet meine Figur in eine Sinnkrise. Dummerweise war mir im allerersten Text eine Altersangabe unterlaufen. Da sagt Kleinekorte: „Wissense. ick bin jetzt an die Zweiundsiebzig.“ Unter den Lesern gab es auch mathematisch begabte; und taten empört der Redaktion kund, dass es so steinalte Frisöre gar nicht geben könne. Dann aber bekam ich einen heißen Tipp: In der Brunnenstraße gäbe es einen Herrenfrisör namens Fritz, der noch mit dreiundneunzig Jahren hinter dem Stuhle stünde. Flugs machte ich mich auf den Weg. Als das alte Männlein gegen Ende der Sitzung mit zitternden Händen seinen Barbierdegen schärfte, packte mich die nackte Angst. Dabei fragte ich ihn: „ Sagense mal, Meister Fritz, in welchem Altersheim leben Sie denn?“ „Altersheim?!“, erwiderte er kopfschüttelnd, „Ick lebe als Untermieter - bei ältere Leute.“Nachdem ich der Redaktion Bericht erstattet hatte, meinte der Stellvertretende Chefredakteur grinsend: „ Na, dann lass man deinen Kleinekorte ruhig noch hundert werden.“